„Pferde lügen nie und haben auch niemals ein materielles Denken.
Sie leben in der Gegenwart, haben aus der Vergangenheit gelernt
und interessieren sich nie für die Zukunft.“

Jean-Claude Dysil

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Das Besondere an alten Pferden

Nicht nur wir Menschen werden alt, sondern auch an unseren Pferden nagt der Zahn der Zeit. Aber mit ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit wird das Pferdeleben lang und wunderschön. Ein Pferdesenior benötigt allerdings eine etwas andere Pflege als der junge Spund von früher, der vor ein paar Jahren noch wild auf der Weide herumgetollt ist. Und dennoch sind ältere Pferde ganz besondere Schätze, denn sie besitzen viel Lebenserfahrung und sind daher besonders klug. Wenn die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Pferdesenior schon lange besteht, sind Vertrauen und das wortlose Verständnis wichtige Stichworte. Das Leben mit einem Pferderentner ist besonders und spannend, wenn auch ganz anders als ein Leben mit einem jungen Pferd.

Wenn der Gang steifer wird und das Fell langsam ergraut, sollten Sie darüber nachdenken, die Lebensumstände Ihres Pferdes seinen neuen Bedürfnissen entsprechend anzupassen. So wird der Lebensabend Ihres Pferdes angenehm und friedvoll.

Wenn Pferde älter werden – 10 Tipps

  1. Ab wann gilt mein Pferd als alt?

Diese Frage kann pauschal nicht beantwortet werden. Berücksichtigen Sie hierbei auch die durchschnittliche Lebenserwartung des Pferdes, welche je nach Rasse unterschiedlich sein kann: Warmblüter besitzen z.B. eine Lebenserwartung von durchschnittlich bis zu 25 Jahren, Ponys und Robustpferderassen sowie sehr alte Pferderassen werden oft deutlich älter und können sogar bis zu 40 Menschenjahre alt werden. Isländer oder Araber kommen häufig in dieses hohe Alter. Die kürzeste Lebenserwartung haben Kaltblüter, die eine durchschnittliche Lebenserwartung von 18-20 Jahren aufweisen. Aber auch das ist eine lange und wunderschöne Zeit mit Ihrem Pferd.

Das Motto „Man ist nur so alt wie man sich fühlt“ kann durchaus zu Ihrem Pferd passen. So gibt es Pferde, die schon mit 15 Jahren erste Alterserscheinungen zeigen, während andere Pferdebesitzer ihr Pferd noch weit über das 20. Lebensjahr reiten können. Achten Sie immer auf Ihr Pferd und hören Sie gut zu, was es Ihnen versucht zu sagen. Wenn die Leistung abnimmt und ihr Pferd mehr Ruhe- und Erholungsphasen benötigt, wird es Zeit, die Anforderungen an Ihr Pferd in seinem Sinne herunterzuschrauben.

Grundsätzlich wird Ihr Pferd als Senior bezeichnet, wenn es das 18. Lebensjahr erreicht. In Menschenjahren hat Ihr Pferd dann nämlich die 63 Jahre überschritten – ein durchaus normales Rentenalter in unserem Alltag. Sie fragen sich, wie alt Ihr Pferd in Menschenjahren ist? Diese Frage lässt sich nicht genau beantworten. Einige Forscher haben gerechnet, wie alt Ihr Pferd in Menschenjahren ungefähr sein kann.

Das Alter Ihres Pferdes in Menschenjahren

1 = 12 11 = 46 21 = 71 31 = 96
2 = 19 12 = 48,5 22 = 73,5 32 = 98,5
3 = 23 13 = 51 23 = 76 33 = 101
4 = 27 14 = 53,5 24 = 78,5 34 = 103,5
5 = 31 15 = 56 25 = 81 35 = 106
6 = 33,5 16 = 58,5 26 = 83,5 36 = 108,5
7 = 36 17 = 61 27 = 86 37 = 111
8 = 38,5 18 = 63,5 28 = 88,5 38 = 113,5
9 = 41 19 = 66 29 = 91 39 = 116
10 = 43,5 20 = 68,5 30 = 93,5 40 = 118,5

Quelle: The Senior Horse – More than just basic care, von S.E. Blackwell

  1. Woran erkenne ich, dass mein Pferd alt wird?

Ein altes Pferd – Horsia RatgeberHäufig erkennen Sie schon am äußeren Erscheinungsbild, dass ein Pferd älter wird. Während wir Menschen gerne unsere ersten grauen Haare mit Haarfarbe überdecken, tragen Pferde ihr graues Fell mit Stolz.

Besonders an den Ohren, Augen, dem Maul und der Stirn sind die ersten grauen Haare erkennbar.Im Alter verändert sich auch der Stoffwechsel des Pferdes und die jugendlichen Fettpolster werden abgebaut. Auch die Muskeln werden schwächer und verlieren ihre junge Erscheinung. Der gesamte Pferdekörper wirkt etwas schlaffer und schmaler. Oft kommt es durch den Muskel- und Fettabbau bei älteren Pferden zu einem durchhängenden Rücken mit hervorstehendem Widerrist.

Zusätzlich wird der Bewegungsablauf stumpfer und die ersten Schritte wirken klamm. Je älter Ihr Pferd ist, desto länger wird es brauchen, um sich geschmeidig einzulaufen. Außerdem verändert sich das Fressverhalten. Im Alter kann es sein, dass Ihr Pferd weniger Appetit zeigt oder das Futter langsamer aufnimmt.

  1. Kann ich das Altern meines Pferdes hinauszögern?

Das Altern Ihres Seniors können Sie nicht aufhalten. Es ist ein natürlicher Prozess, der zu einem Teil durch das Erbgut der Rasse vorherbestimmt ist. Des Weiteren können Sie ein gesundes Pferdeleben auch durch eine bedarfsgerechte Fütterung und Haltung sowie Pflege unterstützen. Aber diese idealen Voraussetzungen sind keine Garantie für ein hohes Alter – manchmal entscheidet auch das Schicksal, dass ein geliebtes Pferd doch früher über die Regenbrücke gehen muss, als es seinem Besitzer lieb ist. Mögliche Ursachen können z.B. (altersbedingte) Krankheiten oder Unfälle sein.

  1. Welche Verhaltensweisen ändern sich, wenn mein Pferd älter wird?

Ein altes Pferd hat viel gesehen und noch mehr Lebenserfahrung gesammelt. Selten kommt es vor, dass Ihr Pferd im Alter einen anderen Charakterzug zeigt. Stattdessen werden Pferdesenioren aufgrund ihrer Erfahrung ruhiger und gelassener. Wenn der Pferderentner seinem Reiter vertrauen kann, weiß er ja, was das Leben Schönes zu bieten hat.

Ein ängstliches Pferd wird mit der Zeit sicherlich etwas gelassener werden, aber es wird dennoch immer ein bisschen ein Angsthase bleiben. Wenn bei Ihrem Pferd aber das Hören und Sehen nachlässt, kann es sich durchaus vor Dingen erschrecken, die ihm vorher keine Angst bereitet haben. Wichtig ist, dass Sie Ihr Verhalten auf diese neue Situation abstimmen und mit einem alten Pferd dementsprechend behutsam umgehen.

Alterssturheit gibt es auch bei Pferden. Sie gewöhnen sich schlechter an neue Gegebenheiten, da sie körperlich und mental nicht mehr so flexibel und voller Elan sind wie früher. Stressige Situationen oder große Veränderungen sollten Sie mit Ihrem Pferderentner also besser vermeiden oder ihn ganz behutsam und langsam an die neuen Umstände heranführen. Aber die Alterssturheit hat auch eine positive Seite: sie ist ein idealer Weg, um stressigen Situationen aus dem Weg zu gehen. Und Senioren vermeiden Stress nur zu gerne.

  1. Wie lange darf ich mein altes Pferd noch reiten?

Sattel eines Pferdes auf einem Zaun – Horsia RatgeberAuf diese Frage gibt es keine Pauschalantwort mit einer konkreten Zahl. Wie lange Sie Ihr Pferd reiten können, bestimmen Ihr Pferd und Ihr Anspruch an die Leistung Ihres Pferdes. Geben Sie unbedingt auf Ihren Pferdesenior acht und reiten Sie ihn nur so lange er es gesundheitlich und mental vertragen kann. Wenn die Leistung Ihres Pferdes abfällt und ihm die Arbeit sichtlich schwerfällt, wird es Zeit für den wohlverdienten Ruhestand. Verzichten Sie mit Ihrem Senior aber niemals ganz auf Bewegung, denn wer rastet, der rostet. Extreme Belastungen wie langes Galoppreiten, anspruchsvolle Parcoursarbeit, abrupte Tempowechsel und enge Wendungen während der Arbeit, bedeuten für ein Rentnerpferd allerdings große Anstrengungen und sind im Alter tabu.

Wenn Ihr Pferd körperliche Beschwerden zeigt, wie z.B. schwerwiegende Gelenkprobleme oder eine starke Gewichtsabnahme, wird es Zeit für den Ruhestand. Die Gesundheit und Zufriedenheit Ihres Pferdes sollte immer im Vordergrund stehen. Mit Ihrem Pferd im Ruhestand beginnen Sie gemeinsam einen neuen Lebensabschnitt, in dem Sie immer noch eine große und wichtige Rolle spielen.

  1. Wie beschäftige ich mein altes Pferd?

Auch ein Pferd, das nicht mehr geritten werden kann, braucht Beschäftigung. Ein Senior ohne Aufgaben baut körperlich und mental rasch ab. Gemeinsame Spaziergänge über die Wiesen und Wälder ist eine willkommene Abwechslung vom Alltag auf der Weide. Als Handpferd agieren Pferderentner ebenfalls gerne.

Neben Spaziergängen ist außerdem die Bodenarbeit prima geeignet. Alte Pferde sind immer noch lernfähig und genießen die Beschäftigung, auch wenn sie für einige Aufgaben etwas länger brauchen.

Eine gemeinsame und ausgiebige Fellpflege bedeutet Ihrem Pferd ebenfalls viel und gibt ihm die nötige Zuneigung.

  1. Was muss ich bei der Haltung von alten Pferden beachten?

Mit einer altersgerechten Haltung können Sie das Leben eines Pferderentners angenehm gestalten. Ob aber nun eine Einzel- oder Gruppenhaltung, ein Offenstall oder eine Box für Ihren Pferdesenior geeignet ist, hängt individuell von den Bedürfnissen sowie dem Gesundheitszustand ab. Da gilt wieder: Achten Sie auf die Körpersprache Ihres Pferdes, denn nur Sie kennen sein Wesen am besten.

Ein altes Pferd und seine Reiterin – Horsia RatgeberEin Oldie in einer Herde benötigt besondere Aufmerksamkeit und genügend Futterstellen. Oft sind es die älteren Pferde, die in der Hierarchie weiter unten angesiedelt sind und bei zu wenig Futterstellen nicht Futter bekommen. Ausreichend Raufutter ist für einen Senior lebensnotwendig. In der Offenstallhaltung ist es darüber hinaus essenziell, dass Ihr Pferd eine oder mehrere Unterstellmöglichkeiten hat, damit es sich vor Wetter- und Temperaturschwankungen schützen kann. Ältere Pferde reagieren auf extreme Witterungsbedingungen oft empfindlich. Eventuell kann es erforderlich sein, dass Sie Ihr altes Pferd dann eindecken müssen. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn Pferde vor allem zur kalten Jahreszeit stark abnehmen. Hier wird dann zu viel Energie zur Erhaltung der Körpertemperatur benötigt, was zu Muskelabbau führt. Wenn Ihr Pferd in einer Box gehalten wird, ist genügend Platz zum Hinlegen das A und O. Überlegen Sie sich, ob eine Kombination aus Offenstall und Box für Ihr Pferd sinnvoll ist. So kann sich der Pferdesenior tagsüber auf der Weide verausgaben und abends in Ruhe sein Heu oder Heuersatz fressen und ungestört den wohlverdienten Schlaf genießen.

  1. Was muss ich bei der Fütterung von alten Pferden beachten?

Der Verdauungstrakt des Pferdeseniors arbeitet nicht mehr so unbeschwert wie früher. Deswegen ist eine optimierte Fütterung für Ihren Pferdesenior enorm wichtig. Faserreiches und staubfreies Raufutter bleibt auch im Alter die Fütterungsgrundlage. Zusätzlich benötigt Ihr Pferd ein vollwertiges Mineralfutter, damit es mit allen notwendigen Mineralstoffen und Vitaminen versorgt wird. Sollte Ihr Oldie darüber hinaus noch zusätzliche Energie benötigen, sind spezielle Seniorenfutter empfehlenswert, die leicht verdaulich und leicht zu kauen sind. Fressendes Pferd auf der Weide – Horsia RatgeberDas Pferdefutter für Ihren Senior sollte einen niedrigen Anteil an Zucker und Stärke aufweisen, um Stoffwechselproblemen vorzubeugen. Wenn Ihr Pferd nicht mehr richtig kauen kann, eignet sich warmes Mash. Darüber hinaus benötigt Ihr Pferd ständigen Zugang zu frischem Wasser. Für mehr Informationen über die optimale Fütterung ihres alten Pferdes können wir Ihnen diese Informationsseite „Das alte Pferd“ empfehlen. Dort finden Sie alle wichtigen Informationen zur optimalen Fütterung und Haltung von alten Pferden sowie weitere, spannende Tipps.

Beraten Sie sich vor einer geplanten Futterumstellung am besten vorher kurz mit Ihrem Tierarzt oder einem Futterexperten. Eine Futterumstellung benötigt viel Zeit und sollte auf keinen Fall abrupt durchgeführt werden. Die Verdauung eines Pferdes – und vor allem die von Senioren – ist sehr empfindlich und muss sich an neues Futter erst langsam gewöhnen.

  1. Was sind typische Krankheiten, die vor allem bei alten Pferden auftauchen?

Ein altes Pferd ist oft anfälliger für Krankheiten und Beschwerden. Deswegen benötigt es besondere Pflege und viel Aufmerksamkeit.

Die Arthrose ist ein schleichendes Leiden in den Gelenken und tritt bei Pferdesenioren häufig auf. Immerhin war Ihr Pferd sein ganzes Leben in Bewegung und beanspruchte seine Gelenke so gut wie täglich. Dass die Gelenke sich irgendwann nicht mehr ganz reibungslos bewegen wie früher, ist ganz normal. Eine ernsthafte Erkrankung der Gelenke bereitet Ihrem Pferd allerdings Schmerzen, die Sie behandeln müssen. Heilbar ist Arthrose nicht, nur die Schmerzen lassen sich mit schonender Bewegung, einer richtigen Fütterung und einer Behandlung lindern. Fragen Sie am besten Ihren Tierarzt nach den Therapiemöglichkeiten.

Bei alten Pferden treten häufig Zahnprobleme auf, wie abgenutzte, lockere oder fehlende Zähne. Senioren mit Zahnproblemen können das Futter dann nur schwer aufnehmen und nicht mehr richtig kauen. Dies kann zu Verdauungsbeschwerden und Gewichtsverlust führen. Wenn Ihr Pferd an Zahnproblemen leidet, müssen Sie unbedingt Ihren Tierarzt zu Rate ziehen und Ihrem Pferd einen Raufutterersatz sowie ein Kraftfutter speziell für ältere Pferde mit Zahnproblemen anbieten. Besonders eingeweichtes Futter eignet sich hervorragend.

Zusätzlich treten im Alter Veränderungen im Hormonhaushalt auf, die sich durch PPID (auch Cushing genannt) äußern können. Die Symptome von PPID sind vielfältig und zeigen sich z.B. durch Fellwechselstörungen, Gewichtsverlust sowie Hufrehe. PPID ist nicht heilbar, aber eine frühe Behandlung verbessert die Lebensqualität des Pferdeseniors erheblich. Informieren Sie bei ersten Anzeichen schnellstmöglich Ihren Tierarzt.

Beruhigend zu wissen: Viele Krankheiten lassen sich mit der richtigen Fütterung, Haltung, Bewegung und Fürsorge gut in den Griff bekommen.

  1. Was muss ich bei meinem alten Pferd beachten?

Die Rente Ihres Pferdes steht im starken Kontrast zu den Jahren davor und darauf müssen Sie sich einlassen. Ihr Pferd im Seniorenalter kann einfach nicht mehr die gleiche Leistung erbringen wie früher – und das ist auch vollkommen in Ordnung. Dies hat nichts mit Verweigerung zu tun, sondern ist ein ganz normaler und natürlicher Prozess. Ihr Pferd hat Ihnen all die Jahre so viel gegeben, Sie auf dem Rücken getragen und sicherlich auch viel zu Ihrer eigenen Persönlichkeit beigetragen. Nun ist es an der Zeit, dass Sie Ihrem Pferd dieses Vertrauen zurückgeben. Mit viel Liebe und Zuneigung gestalten Sie die letzten Jahre Ihres Pferdes wunderschön – anders als früher, aber sicherlich genauso schön. Hören Sie Ihrem Pferd gut zu und genießen Sie die neue Zeit mit Ihrem rüstigen Pferderentner.

Was passiert, wenn mein Pferd zu alt wird?

Pferd und Reiter bei Sonnenuntergang – Horsia RatgeberAuch dies gehört zur gemeinsam Zeit dazu: Ihr Pferd ist nun so alt, dass die Probleme überwiegen und die Lebensqualität abnimmt. Die Schmerzen nehmen von Tag zu Tag zu und die mentalen sowie körperlichen Fähigkeiten nehmen ab. Es liegt nun an Ihnen, zu erkennen, wann das Leben Ihres alten Pferdes schwer wird und ihm keine Freude mehr bereitet. Es ist eine Entscheidung, die von Ihnen sehr viel Kraft fordert. Wer sein Pferd liebt, der weiß aber genau, was das Richtige für ihn ist und wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem Ihr Pferd friedlich aus dem Leben scheiden darf.

Machen Sie sich am besten auch schon vorher Gedanken darüber, was nach dem Tod mit Ihrem geliebten Pferd passieren soll. Eine Pferdekremierung ist sicherlich eine schöne Art „Danke“ zu sagen. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf – wir beraten Sie gern und unterstützen Sie bei allen Formalitäten.